Presse
Norderstedt 19. September 2009, 06:00 Uhr
Peter Kuhl hilft Menschen mit tierischen Problemen
Nur keine Angst vor dem eigenen Hund!
Lisa-Marie Eckardt
Der 47-Jährige vermittelt bei Missverständnissen zwischen Mensch und Tier.
Norderstedt.Bei jedem Schritt, den Martina Bremer (39) aus Quickborn-Heide mit ihrem Dalmatiner Aiko macht, gibt sie ihrem Hund ein Leckerli. Aus Angst, er könnte wieder aggressiv werden. Bei Begegnungen mit fremden Menschen oder anderen Hunden ist der Rüde in der Vergangenheit oft ausgetickt, war kaum zu halten, kläffte laut und fletschte die Zähne. Die Leckerlis sollen Aiko davon überzeugen, dass die Anwesenheit eines fremden Menschen mit positiven Erfahrungen verbunden ist. Eine tiefe Unsicherheit beherrscht sie, weil sie ihrem Hund nicht mehr vertraut.
Wenn einem der eigene Hund Angst macht, ist es allerhöchste Zeit, etwas zu tun. In solchen Fällen kann Peter Kuhl (47) aus Norderstedt helfen. Der Hundetrainer vermittelt zwischen Mensch und Hund, wenn Missverständnisse zu täglichen Problemen führen. Seit 30 Jahren arbeitet er als ehrenamtlicher Ausbildungswart beim Polizeihundesportverein. Die Hauptursache dafür, dass Hunde auffällig werden, ist dabei meist schnell gefunden: "Hunde sind Rudeltiere. Wenn sie in ihrem menschlichen Rudel keinen geeigneten Rudelführer finden, sehen sie sich genötigt, die Position zu übernehmen. Das kann dazu führen, dass Hunde Aggressionen oder Ängste zeigen." Peter Kuhl bringt Hundebesitzern bei, wie es konkret funktioniert, sich als Rudelführer durchzusetzen. "Es ist wichtig, den Hund und den Hundehalter als Einheit zu betrachten", sagt Peter Kuhl. "Ich möchte beide als Team fit machen." Der 47-Jährige setzt dabei auf individuelle Betreuung. "Jeder Hund ist anders und reagiert bei jedem Menschen anders." Deshalb reicht es oft nicht aus, sich Tipps aus Büchern zu holen.
Mit Martina Bremer und ihrem Hund trainiert Peter Kuhl gezielt die Begegnung mit anderen Artgenossen. Dafür treffen sie sich am Tangstedter Forst, außerhalb des Freilaufgeheges für Hunde, um am Zaun entlang zu spazieren. So bleiben die Begegnungen kontrolliert. Der Hund und seine Halterin gewinnen an Sicherheit. "Es ist wichtig, dass beide sich wohlfühlen und gemeinsam positive Erfahrungen sammeln." Die Leckerlis sollen dem Hund einen positiven Eindruck von der Begegnung mit fremden Personen vermitteln. Aber man darf es auch nicht übertreiben. Peter Kuhl greift sofort ein, wenn er merkt, dass Martina Bremer ihren Aiko bestechen will. "Du darfst ihm nicht zu oft was geben, sonst wird ihm ein Leckerli bald zu wenig sein." Die Nascherei soll nur punktuell eingesetzt werden. Dabei ist es wichtig, den richtigen Moment abzupassen. Das wird oft falsch gemacht. Ziel ist es, immer Gehorsam einzufordern - auch wenn es keine Belohnung dafür gibt. Befehle müssen gewaltfrei durchgesetzt werden.
Zum Ende des Trainings wirkt Martina Bremer sichtlich entspannter. Als wieder andere Hunde am Zaun auftauchen, gehorcht Aiko und bleibt bei seinem Frauchen. Dann auf dem Parkplatz kommt es fast zur nächsten brenzligen Situation. Schnell bugsiert Martina Bremer beide Tiere ins Auto, als sie Hunde auf sich zukommen sieht. Erst als Aiko und Jonny im Auto sitzen, kommt sie wirklich zur Ruhe.
Die Hunde haben schon deutliche Fortschritte gemacht, aber Martina Bremer und Brigitte Graul wissen, dass sie immer noch viel falsch machen. "Jedes Mal habe ich das Gefühl, etwas dazu gelernt zu haben", sagt Brigitte Graul nach dem Training. Martina Bremer fügt hinzu: "Für mich ist das Training sehr wichtig, damit ich wieder Vertrauen zu meinem Hund bekomme." Viel zu lange ist sie dem Problem aus dem Weg gegangen, gesteht sie ein. "Beim Gassi gehen habe ich bestimmte Orte und Uhrzeiten vermieden, weil ich niemandem begegnen wollte."
Durch die Hilfe von Peter Kuhl bekommt sie solche Situationen immer besser in den Griff. Regelmäßig trifft sie den Hundetrainer zusammen mit Brigitte Graul (52) und ihrem Hund Jonny, um das bisher Gelernte aufzufrischen und aktuelle Probleme zu besprechen. "Schade", sagt Peter Kuhl, "dass ich oft erst als "Rettungsanker" ins Spiel komme. In vielen Fällen hätte ein früherer Kontakt Zeit, Geld und Nerven gespart." Eine Trainingsstunde kostet bei ihm 30 Euro. Zu erreichen ist der Hundetrainer unter Tel. 0177/29 80 11.